Weitere Möglichkeiten zu Fotogestaltung „Der Kontrast”

Kaum Kontrast um aus der Umgebung herauszustechen
Kaum Kontrast um aus der Umgebung herauszustechen

Weitere Möglichkeiten Ihr Foto besser, interessanter zu gestalten, ist die Gestaltung mit Kontrasten. Was ist jetzt damit gemeint? Der eigentliche Begriff „Kontrast
bedeutet ja gewissermaßen „Unterschied”. Und diesen Unterschied, den die Szene für Ihr Foto bietet, können Sie sich bei der Gestaltung Ihrer Fotos zu nutze machen. Ich zeige Ihnen im Folgenden welche Unterschiede (Kontraste) Sie dazu verwenden können. Nebenstehendes Beispiel ist eigentlich ein nettes Motiv (ja die Natur hat einiges im Petto, so ein Arrangement muss einem erstmal gelingen), es geht aber komplett im Gesamtbild unter, da es kaum Kontrast zur Umgebung hat. Es hat die gleiche Helligkeit, die gleichen Farben und Muster wie die Umgebung, nur die leichte Unschärfe im Hintergrund lässt das eigentliche Motiv erkennen.

 

Der Helligkeitskontrast

Damit ist ein starker Unterschied zwischen hellen und dunklen Bildbereichen gemeint, wie Sie an unten stehenden Bildern gut erkennen können. Das erste Foto (Gegenlichtaufnahme) lebt hauptsächlich vom leuchtenden Sonnenuntergang und dem dunklen Vordergrund, die Bäume und die Wiese (hier wurde auf die Bäume belichtet und dabei bewusst unterbelichtet, d.h. es wurde manuell eine dunklere Belichtung als von der Kamera bestimmt gewählt). Ähnliche Kontraste erreichen Sie auch bei Aufnahmen heller Motive vor dunklem Hintergrund, wie z.B. bei dem Jungen Schwan, der Schwan wurde hier von der Sonne angestrahlt, während der Hintergrund im Schatten lag. Ob Ihnen solch ein Foto gelingt, kommt darauf an auf was Sie belichten, auf den Vordergrund oder den Hintergrund. Das dritte Foto zeigt seine Wirkung hauptsächlich durch die schlangenlinienartig, geführte Weite zwischen weißem Vordergrund und den weißen Wolken im Hintergrund. Der Betrachter wird durch den starken Helligkeitskontrast vom Vordergrund ausgehend, vorbei an dem rechte Wäldchen rüber zum linken Wäldchen und weiter bis weit nach hinten zum Horizont geführt, wo er durch die große weiße Wolke gestoppt wird (hierbei wurde auf den Schnee belichtet mit einer bewussten leichten Überbelichtung, also heller belichtet als die Kamera vorgab). Beim 4. Bild sehen Sie wie sich die beiden helleren Gebäude in der Mitte vom dunkleren Vordergrund und dem dunklen Himmel abheben und so zum alleinigen Hauptmotiv werden.

Manuell Über- und Unterbelichten in den Automatikmodi erreichen Sie durch verstellen der Belichtungswaage (Belichtungskorrektur). Meist kann diese zwischen -3 Blendestufen Unterbelichtung – dunkler belichten und +3 Blendenstufen Überbelichtung – heller belichten, verändert werden. Weitere Info dazu kommt in einem späteren Kapitel.

 

Der Farbkontrast

Beim Farbkontrast werden Objekte durch ihre unterschiedlichen Farben von einander getrennt. Dadurch lassen sich Motive durch bestimmte Auswahl der Hintergrundfarbe gut davon trennen. Um so größer der Farbliche Kontrast zwischen Motiv und Hintergrund ist, um so besser funktioniert diese Trennung, umso leichter wird das Motiv vom Hintergrund freigestellt. Hier gut zu erkennen am Beispiel der Aufnahme einer Kaktusfeige und der Aufnahme der Blätter gegen den Himmel.

Hintergrundinformation zum Farbkontrast

Der Farbkontrast und dessen Wirkung kann durch die Darstellung von Farben in einem Farbkreis gut dargestellt werden. In einem solchen Farbkreis werden die Grundfarben (z.B. bei Johannes Itten Blau, Gelb, Rot) gleichmäßig im Kreis verteilt und die Lücken dazwischen mit Mischfarben der am Anfang und am Ende der Lücke stehenden Grundfarben geschlossen (z.B bei Harald Küppers zwischen Cyan und Blau). (Weitere Detailerklärungen, u. A. auch der Zusammenhang der Farbharmonie, kommen in einem späteren Kapitel.)

Wie ist aber nun der Zusammenhang zwischen Farbe und Kontrast? Wie in den untenstehenden Farbkreisen gut zu erkennen ist, erscheinen die Farben, welche sich gegenüber stehen (d.h. im Kreis am weitesten von einander entfernt sind), mit dem stärksten Kontrast zueinander. Dies bedeutet für uns Fotograf*innen, wenn Sie beim Fotografieren Farben wählen, die einen größtmöglichen Abstand zueinander haben, werden Sie Ihr Motiv am ehesten von der Umgebung (Hintergrund) trennen (freistellen) können.

Wie Sie aber auch gut an den Beispielen erkennen können herrscht hier deutliche Uneinigkeit zwischen verschiedenen Farbkreisen (-Kombinationen). Bei den Beispielen sehen Sie, dass nach Küpers der größtmögliche Farbkontrast z.B. zwischen Blau und Gelb erreicht werden würde. Nach Itten, liegen Blau und Gelb aber viel dichter zusammen, hier wäre es Orange, was zu Blau den größten Kontrastabstand hätte. Sie sehen wichtig an dieser Stelle für Sie ist eigentlich nur, die Farben sollten sich gut unterscheiden lassen können. Der zweite Aspekt ist die Hell-Dunkel-Wirkung (wie hell wirkt die eine Farbe gegenüber der anderen, z.B. das dunkle Blattgrün der Callistemon-Blüte gegenüber dem recht hellen Himmel). Und die Warm-Kalt-Wirkung der Farben (z.B. das warmes Rot des Buchfinken gegenüber dem kältere Grün des Hintergrunds), darum funktionieren die Beispielfotos recht gut. Bei dem Beispielfoto mit dem Fichtenzweig sehen Sie, hier wirkt eher der Hell-Dunkel-Kontrast als der Warm-Kalt-Kontrast (Blau und Grün sind beides eher kalte Farben). Sie sehen die Kombination verschiedener Kontraste macht das aus, was zu einem besseren Foto führt.

In folgendem Beispiel zeige ich Ihnen kurz die Wirkung des Farbkontrastes anhand manipulierter Bilder. Im zweiten Bild habe ich die Violette Blüte auch grün eingefärbt. Sie sehen dabei verschwindet sie als Hauptmotiv im Dickicht des Gesamtbildes. Sie ist zwar noch gut durch den „Schärfekontrast” zu erkennen, aber die unscharfen Blüten im Hintergrund, sowie die unscharfen Blätter im Vordergrund stechen dennoch viel deutlicher hervor.

 

Der Größenkontrast

Kontrast durch unterschiedliche Größe, bzw. der unterschiedlichen Darstellung der Größe
Kontrast durch unterschiedliche Größe

An rechts stehendem Beispiel sehen Sie die Wirkung, durch die groß im Foto aufgenommenen Blüte gegenüber dem Hintergrund. Hier verschwindet der Hintergrund alleine schon durch die übermäßig große Blüte. Natürlich hilft hier auch der deutliche Farbkontrast um die Blüte dominieren zu lassen. Die Blüte scheint den Betrachter förmlich anzuspringen.

Größen-Kontrast, David gegen Goliath
Kleines Häuschen vs. große Kirche

Hier noch ein deutliches Beispiel bei dem der Größen-Kontrast zum tragen kommt. Beide, die Kirche und das Häuschen haben die selben Farben (Farb-Kontrast fällt aus), beide haben die selbe Schärfe (Schärfe-Kontras fällt aus). Beide haben in etwa die selben Strukturen. Bleibt noch der Größen-Kontrast, der wirkt hier besonders deutlich. Im Gegensatz zur Kirche wirken die Strukturen des Häuschen schärfer und kontrastreicher, obwohl die Schärfe bei Beiden fast gleich ist. Durch die feineren Linien wirkt es nur kontrastreicher und schärfer (dieser Eindruck wird noch etwas durch die leichte Abschattung der Kirche verstärkt) und schon wird das Häuschen in den Fokus gerückt. Es wirkt schon fast unnatürlich (irgendwie falsch an dieser Stelle), was es aber gerade wegen dem Größenunterschied sehr interessant macht.

 

Kontrast durch verschiedene Strukturen

Das Zusammenspiel verschiedener Strukturen kennen wir aus unserem normalen Leben. Da werden z.B. Schulterklappen aus Leder auf einem Wollpullover angenäht. Im Auto kennen wir Alcantara (Sitze teilweise Stoff, teilweise Leder). Auch beim normalen Spaziergang begegnen wir ständig diesen gegensätzlichen Strukturen, denken Sie nur mal an den Weg auf dem Sie laufen gegenüber der Wiese daneben. Diese unterschiedlichen Strukturen lassen sich sehr gut für uns in der Fotografie nutzen, um unsere Objekte innerhalb der Szene zu trennen, bzw. sie zu führen. Eigentlich sind es Dinge die normalerweise nicht zusammengehören, was sie wiederum in Kombination interessant macht.
Unten im Beispiel mit der Abwasser-Auslass an der Kirche im Zusammenspiel mit dem daran wachsenden Bäumchen. Durch die Verbindung solcher unterschiedlichen Strukturen hebt sich das Hauptmotiv innerhalb der Szene automatisch ab. Verstärken können wir dies natürlich durch passendes Licht (formen durch Licht und Schatten).

Sie können viele solcher Kombinationen entdecken! Bestimmt haben Sie schon einmal einen weggeworfenen Plastikbecher auf dem Asphalt gesehen oder eine stehengelassene Bierflasche. Sehen Sie! Solche gegensätzliche Objekte bewusst gut in Szene gesetzt, ggf. mit unscharfem Hintergrund, ergibt sicher ein wunderbares Foto.

Durch das Zusammenspiel verschiedener Strukturen können wir ggf. auf weitere Maßnahmen zur Bestimmung unseres Hauptmotivs verzichten, da allein die Strukturen die Führung auf das Hauptmotiv steuern können (siehe das Beispiel der Tulpen, einmal in Farbe und einmal in Schwarz-Weiß), die Farbe hat hier nur wenig Einfluss auf die eigentliche Szene, außer natürlich die angenehme Wärme die die roten Tulpen ausstrahlen. Die Tulpen haben eine grobe Struktur im Vergleich zu den feinporigen Hecken und heben sich darum auch deutlich von den Hecken ab. Wie in der schwarz-weißen Aufnahme auch deutlich zu sehen ist, sind die vordere Hecke, sowie die Oberseite der hinteren Hecken und die Tulpen gleich hell, und sie unterscheiden sich trotzdem. Beim letzten Bild geht es um die Eierschalen, die hier traditionell in den Straßen gebettet werden. Durch den Kontrast der verschiedenen Strukturen gut zu erkennen.